Frühe Förderung

Die Sicht auf die ersten Lebensjahre eines Menschen hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Vor allem die Neurobiologie hat die Erkenntnis hervorgebracht, dass die ersten Jahre eine Zeit grosser Lernfähigkeit des Menschen darstellen. Säuglinge und Kleinkinder haben eine angeborene Neugierde, ja geradezu einen Drang, über aktive sinnliche Wahrnehmung die Welt zu erkunden. Die Umwelt ist in dieser Lebensphase überaus wichtig für die Entwicklung: Frühe Erfahrungen haben für die ganze Lerngeschichte eines Menschen eine besondere Bedeutung. Moderne Konzepte frühkindlicher Bildung bauen auf diesen Erkenntnissen auf.

Neun Argumente für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung

1. Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung – von Geburt an. Dieses Bildungsrecht schreibt die UN-Kinderrechtskonvention, die in der Schweiz 1997 ratifiziert wurde, explizit fest und gilt von Geburt an. 2. Kleine Kinder lernen viel – und das spielend. Den grossen Teil ihres Wissens (Schätzungen gehen von 70 bis 90% aus) erwerben Kinder ausserhalb der Schule, also in der Familie, auf dem Spielplatz, mit Gleichaltrigen, in der KiTa etc. Da die Neurobiologie erkannt hat, dass die ersten Jahre eine Zeit grosser Lernfähigkeit des Menschen darstellen, lohnt es sich besonders, dieses Lernen zu fördern. 3. Vorläuferfertigkeiten bestimmen den späteren Schulerfolg. Vorläuferfertigkeiten sind die Fertigkeiten, die Kinder in natürlichen Entwicklungsumwelten spontan erwerben, ohne dass sie geschult werden. Im Gegensatz dazu müssen ihnen schulische Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht werden. Je besser die Vorläuferfertigkeiten des Kleinkindes gefördert werden, desto erfolgreicher ist das Kind später in der Schule. 4. Frühe Förderung erhöht die Chancengerechtigkeit. Beim Eintritt in den Kindergarten sind die Unterschiede in der kognitiven, sozialen und emotionalen Kompetenzen der Kinder riesig. Viele Kinder können diese Unterschiede während der ganzen Schulzeit nicht mehr wettmachen. Deshalb ist es wichtig, schon vor dem Schuleintritt für gerechtere Chancen zu sorgen. 5. Frühe Förderung entlastet die Schulen. Kinder, die mit grossen Entwicklungsrückständen in den Kindergarten eintreten, benötigen besonders viel individuelle Förderung durch die Lehrpersonen und sonderpädagogische Massnahmen. Dies verursacht grossen Aufwand im Schulsystem. 6. Frühe Förderung fördert die Integration. Im Frühbereich können gute Angebote für kleine Kinder und ihre Eltern die Integration in die Schweizer Kultur und in das Schweizer Bildungssystem fördern. 7. Länder mit frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung erzielen bessere Resultate in der PISA-Studie. Die in der PISA-Studie erfolgreichsten Länder zeichnen sich nicht nur durch die Leistungen ihrer 15-Jährigen in Lesen, Mathematik oder Naturwissenschaften aus, sondern verfügen auch über gut ausgebaute Systeme der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung und fördern darüber hinaus auch Kinder aus unterprivilegierten, bildungsfernen Schichten besonders gut. 8. Frühe Förderung zahlt sich aus. Für jeden Franken, den die Gesellschaft in die frühkindliche Bildung investiert, erhält sie eine Rendite von mindestens 2 Franken. Umgekehrt ist erwiesen, dass mit weniger gesellschaftlichem Ertrag gerechnet werden kann, je später eine Bildungsmassnahme erfolgt. Zudem sind spätere Massnahmen oft wesentlich teurer. 9. Frühe Förderung ist Armutsbekämpfung. Armut in der Schweiz hängt massgeblich mit dem Bildungsniveau zusammen: Die Armutsstatistik in der Schweiz bestätigt: Je besser ausgebildet eine Person ist, desto geringer ist ihr Risiko, in die Armut abzurutschen.

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